Wenn mein Hund wieder mal einen anderen Hund ankläfft, dann fühle ich es. Auch, wenn ich im einkaufe oder im Fitnessstudio Gewichte hebe. Und natürlich ist es da, wenn ich schreibe. Ich will es unbedingt richtig machen. Ständig ist da die Angst irgendetwas nicht gut genug zu machen. Vielleicht bin ich nicht gut genug. Im Podcast Salon Holofernes spricht Judith Holofernes mit Doris Dörrie. Sie nennen das Verlangen es richtig zu machen typisch deutsch.
Was wäre denn, wenn es nicht wichtig wäre, es richtig zu machen. In diesem Beitrag zeige ich euch, wie ihr das erreichen könnt.
Richtig machen
Wir wollen alles richtig machen. Richtig Sport, Fotos, Werbung und Schluss machen. Wir wollen richtig essen, schlafen, schreiben, flirten und aussehen. Die Suchergebnisse zu „richtig machen“ zeigen, wie tief dieser Wunsch sitzt. Doch es gibt keinen richtigen Weg Schluss zu machen. Es gibt keinen richtigen Weg auszusehen, zu schlafen, zu flirten oder zu schreiben. Und doch ist der Wunsch verständlich. Dahinter steckt der Wunsch keine Fehler zu machen und der Wunsch nach Anerkennung.
Neben dem Wunsch alles richtig zu machen, bekommt die Angst Fehler zu machen permanent Nahrung. Titel wie „Diese Fehler musst du unbedingt vermeiden“ oder „Diese X Fehler machen alle“ sind das sprichwörtliche Wasser auf den Mühlen.
Was wäre, wenn wir es nicht richtig machen wollten?
Oft frage ich mich, wie es wohl wäre, wenn es mir egal wäre, was andere denken. Mein Mitbewohner geht mit seiner Hündin spazieren. Er nimmt keine Leine und ruft sie nicht zu sich, wenn ihm Menschen begegnen. Ihm ist egal, ob die Menschen sich ärgern oder Angst haben. Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, achte ich darauf, dass er gut an der Leine geht. Ich verteidige mich und meinen Terrier bevor überhaupt irgendetwas passiert ist. Bis ich kurz davor bin völlig fremde Menschen anzuschreien, ihre Hunde würden sich doch auch nicht benehmen. Obwohl ich, nüchtern betrachtet, nie angegriffen wurde.
Neugier statt Angst – wenn richtig keine Rolle spielt
Erinnert ihr euch an das Gefühl aus eurer Kindheit, als ihr es einfach ausprobiert habt. Als Kind bin ich Inline gefahren, bis ich mich irgendwann gefragt habe, was wohl die anderen denken (und ich eine Fallangst entwickelte): Ich habe allen meine Texte vorgelesen. Nicht einmal hatte ich Angst, es könnte nicht gut genug sein. Doch irgendwann ist es angekommen. Der Satz „Was sollen die Nachbarn denken“ hat sich in meinem Denken niedergelassen.
Mit den Ideen möchte ich euch einladen die Neugier wieder zu entdecken. Ich lade euch ein auszuprobieren, zu erkunden und zu staunen.
- Nimm dir Stift und Papier.
- Stell dir einen Wecker auf 30 Minuten.
- Schreibe „Ich will es richtig machen“ als Überschrift.
- Setzte nun deinen Stift auf das Blatt und schreibe alles auf, was dir zu diesem Thema einfällt. Wenn du abschweifst, kehre einfach wieder zu dem Thema zurück.
- Welche Familiengeschichten gibt es zu dem Thema? Schreibe sie auf.
- Schreibe Morgenseiten. Die Morgenseiten sind toll. Hier geht es nicht um richtig oder falsch, sondern ums Machen.
- Schnapp dir Zeitschriften und Kataloge und schneide aus, was dich anspricht. Klebe aus deinen Schätzen eine Collage.
- Was wäre, wenn es nicht den richtigen Weg gibt? Schreibe 15 Minuten zu diesem Thema.
Ein Freund sagte mal zu mir „Wir können erwachsenes tun, ohne erwachsen zu sein.“ Für mich ist es genau das. Für wen wollen wir es denn eigentlich immer richtig machen?
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Ausprobieren. Wie immer freue ich mich, wenn ihr mir schreibt, wie es euch ergangen ist. Schreibt mir auch gerne eure Ideen zu dem Thema. Was sind eure Tipps und Tricks?
Birte