Aus Fehlern lernen

Wir brauchen eine andere Fehlerkultur! Diese Ruf habe ich schon sehr oft gehört und es stimmt. Es wäre schön, wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der es möglich ist aus Fehlern zu lernen. Doch die Welt, in der wir leben ist eine andere. Als wir klein waren, haben wir in der Schule Prüfungen geschrieben, die bewertet wurden. Es wurde bewertet, wie gut wir auswendig lernen können, wie gut wir darin sind zu tun, was Lehrende wollen. Es wurde das Ergebnis bewertet, nicht wie wir dahin kommen. Wie wäre es, wenn bewertet würde, wie wir mit Feedback umgehen. Wenn wir geschriebene Prüfungen zurück bekämen und wir diese dann überarbeitet könnten? Als Heranwachsende wird uns keine produktive Fehlerkultur beigebracht, sondern Perfektionismus. Die guten Noten, die Anerkennung, bekommen wir nicht durch das Fehlermachen, sondern durch richtige Ergebnisse.

Es geht weniger darum Fehler machen zu dürfen, sondern mehr darum aus Fehlern lernen zu dürfen. Es geht also darum den Fokus von dem Ergebnis auf den Prozess zu lenken, denn dort lernen wir. Dafür müssen wir uns von den Attributen „richtig“ und „falsch“ verabschieden. Statt zu überlegen, was richtig und falsch ist, könnten wir überlegen, was welche Folgen hat. Wenn ich in einem Prozess etwas anders gemacht hätte, wäre vielleicht ein anderes Ergebnis herausgekommen. 

Wir machen alle Fehler, kleinere und größere. Wenn ich Fehler mache, neige ich dazu sie mir vorzuhalten, immer und immer wieder. Ich gehe in die Scham statt in die Veränderung. Veränderung ist anstrengend und mitunter schmerzhaft. Wir können nicht keine Fehler machen, also brauchen wir Wege, wie wir mit den Fehlern umgehen und was könnte schöner sein, als aus ihnen zu lernen. Doch wie kann das gehen, da wir doch Perfektion als erstrebenswert kennengelernt haben?

Aus Fehlern lernen, so gehts.

Bei dem Credo „aus Fehlern lernen“, geht es nicht darum sich auf alle Lebensbereiche zu stürzen. Es geht nicht darum, sich jeden Fehler anzugucken und zu überlegen, was kann ich aus diesem Fehler lernen. Wenn du aus Fehlern lernen möchtest, überlege dir, in welchem Bereich du lernen möchtest. Natürlich kannst du sagen: Ich möchte lernen anders mit Fehlern umzugehen. Dann frage ich dich, was steckt hinter diesem Impuls? Hinter der Idee mit eigenen Fehlern anders umzugehen, könnte stecken liebevoller mit uns selbst umgehen zu wollen. 

Lass uns einen liebevolleren Umgang mit uns selbst als Beispiel für die Übung nehmen: 

  • Nimm dir fünfzehn Minuten am Tag für dich. Am besten ist es, wenn das Zeitfenster am Abend ist. Doch wenn eine andere Zeit für dich besser ist, dann nimm die.
  • Setze dich mit Stift und Papier an einen ruhigen Ort.
  • Schreibe auf, wo dir heute ein liebevoller Umgang mit dir selbst gut gelungen ist. 
  • Schreibe dann, in welchen Situationen du etwas anderes von dir gebraucht hättest. Sei auch hier wertschätzend mit dir. 
  • Hast du heute einen Fehler gemacht? Glückwunsch! Wie kannst du aus diesem lernen?
  • Gab es Situationen, in denen du eine Chance nicht ergriffen hast, weil du Angst hattest einen Fehler zu machen? Mit welchem kleinen Schritt kannst du einen Weg einen Zeh über die Grenze deiner Komfortzone setzen?
  • Beachte besonders die Momente, an denen du das Risiko eingegangen bist, einen Fehler zu machen. 

Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und Freude für den Prozess. Ich freue mich über Rückmeldungen und Fragen.

Deine 

Birte

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