Cash – re:publica 23,- und meine Beziehung zu Geld

Das Motto der re:publica 23,- war CASH. Geld ist ein Thema, dass mich momentan ganz persönlich betrifft. Im Grunde betrifft es uns alle. Wir sind davon abhängig. Für mich ist Geld momentan auch ein emotionales Thema. Wenn ich zu wenig Geld habe und dadurch abhängig von meinem Partner bin, was bedeutet das für meinen Wert? In diesem Blogbeitrag geht es um Geld. Ich teile meine Gedanken und am Schreibimpulse zu Geld.

No more Cash

Anfang März bin ich ganz offiziell in die volle Selbstständigkeit gestartet. Dafür habe ich einen Antrag auf Gründungszuschuss bei der Agentur für Arbeit gestellt. Den Antrag habe ich aus dem ALG I heraus eingereicht – so ist es üblich. Das bedeutet auch, dass ich mit dem Stellen des Antrags nicht mehr arbeitssuchend gemeldet bin. Ich bin ja voll selbstständig. Das bedeutet wiederum, dass ich kein Geld mehr bekomme, bis der Gründungszuschuss bewilligt wird – würde er nicht bewilligt, könnte ich wieder ALG I beantragen. Inzwischen haben wir Mitte Juni und über meinen Antrag wurde noch nicht entschieden [am 15.06 habe ich die Bewilligung bekommemn]. Ich bekomme also seit mehr als drei Monaten kein Geld und nehme über die Selbstständigkeit noch nicht genug ein – sonst hätte ich den Antrag ja nicht gestellt.

Geld

Eigentlich geht es mir gut.

Im Grunde – rational betrachtet – geht es mir gut. Mein Partner und meine Familie unterstützen mich. Sie sagen mir, dass sie an mich, meine Fähigkeiten und meine Selbstständigkeit glauben. Neben dieser wichtigen emotionalen Unterstützung helfen sie mir auch finanziell. Würden sie das nicht tun, hätte ich dieses Projekt nicht weiter verfolgen können. Ich weiß um mein Privileg und obwohl ich immer dachte, dass so ein Privileg im gewissen Sinne verpflichtet, kann ich es nicht gut annehmen. Eigentlich geht es mir gut und gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich nicht gut genug bin, weil ich es nicht alleine schaffe.

Cash und Menschenwürde

Geld ist nicht alles. Es stimmt: wir können uns kein Glück kaufen. Und doch macht es zufriedener. Wir leben in einer Gesellschaft, die über Geld gesteuert ist. Täglich sind wir Werbung ausgesetzt, die Wünsche weckt. Geld sichert unsere Grundbedürfnisse (Nahrung etc.). Und es geht noch darüber hinaus. Wenn wir keins haben, können wir an vielen Angeboten nicht teilnehmen. Wir sind ausgeschlossen. Das verletzt unsere emotionalen Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit. Geld ist mit einem Status und somit oft mit Anerkennung verknüpft. Wenn wir keins haben, schämen wir uns. Wer aber Geld hat, schämt sich auch oft, denn es gibt Menschen, die es nicht haben.

 

Über Geld spricht man nicht.

Genau dieser Leitgedanke, war ein Grund, dass es das Motto der re:public 23,- wurde. „Lasst uns über Geld sprechen.“ Das war die Einladung. Eine Einladung, die befreien kann, wenn wir sie annehmen. Weil wir das Thema Geld nicht zum Thema machen, hat es so eine große gesellschaftliche Wirkung. Wie oft machen wir etwas, damit es niemandem auffällt, dass wir kein Geld haben? Wie einfach wäre es, wenn wir offen über Preise reden können? Ist es eigentlich der Wert, der den Preis bestimmt oder doch umgekehrt?

Geld

Ich schäme mich

Für mich ist es nun der vierte Monat, in dem ich Schulden mache und ich traue mich kaum das zu sagen. Ich schäme mich. „Scham ist die Hüterin der Würde.“ (Leon Wurmser). Dieser Satz ist wichtig. Für mich zeigt die Scham deutlich, dass ich in meiner Würde verletzt bin. Einer meiner Werte ist, es alleine schaffen zu wollen. Das ist natürlich rational quatsch und ich schaffe es immer besser um Hilfe zu bitten und  die Hand zu ergreifen, die mir Menschen entgegen strecken. Mein Bedürfnis nach Selbstständigkeit kommt von der Abhängigkeit durch die Sehbehinderung. Obwohl ich mich schäme, weil ich es nicht alleine schaffe, weiß ich auch, dass es kein vernünftiges Ziel ist, es alleine schaffen zu wollen. Und wenn es um andere geht, bin ich die erste, die meine Hilfe anbietet. 

Wie gehe ich also mit meiner Scham um?

Scham macht das Gefühl, dass ich der Fehler bin, statt einen Fehler zu machen (mehr über das Thema Scham gibt es hier). Es isoliert uns. Dabei spüren wir oft gar nicht, dass wir uns schämen. Wir spüren es nicht und geben die Scham weiter. Das heißt wir beschämen andere, ohne es zu merken. Es geht also erstmal darum Scham als Gefühl wahrzunehmen. Da Scham die Hüterin der menschlichen Würde ist, geht es als nächstes darum einen Raum der Würde für uns selbst zu gestalten. Wir können Dinge tun, die uns stolz machen. 

Geld

Was macht dich stolz?

In diesem Beitrag habe ich sehr persönlich erzählt. Wenn du auch Lust hast, dich mit dem Thema Geld zu beschäftigen, habe ich hier Schreibanregungen für dich:

  • Welche Rolle spielt Geld in deinem Leben?
  • Welche Beziehung hast du zu Geld?
  • Mit wem sprichst du über Geld? 
  • Wie leicht fällt es dir über Geld zu reden?
  • Was für Geschichten werden in deiner Familie über Geld erzählt?

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