Das ausgerechnet ich das schreibe „Ich muss schreiben“. Eigentlich sage ich: Ich MUSS gar nichts – na ja, fast gar nichts. So ein paar körperliche Bedürfnisse sollten wir uns selber erfüllen. Trotzdem bleibe ich dabei: Ich muss schreiben.
Was ist schreiben?
Lasst uns das Pferd von hinten aufzäumen. In den letzten Tagen habe ich viel mit meinem Bruder telefoniert. Zwischendurch sagte er: „Mein Computer braucht ein Schreibprogramm!“ Ich war verwirrt „Wie? Dein Computer hat kein Textverarbeitungsprogramm?“
Mein Bruder ist Gamer. Sein Geld verdient er als angestellter Physiotherapeut. Er braucht kein Textverarbeitungsprogramm. Ich schon. Selten bin ich irgendwo, ohne die Möglichkeit zu schreiben. Seit der ersten oder zweiten Klasse liebe ich es, am Computer zu schreiben. Als ich zwölf war, sind Notizbücher in mein Leben eingezogen.
Und auch mein Bruder schreibt. Er schreibt Nachrichten mit Massengerdiensten, bei der Arbeit dokumentiert er und vielleicht schreibt er hin und wieder eine Einkaufsliste.
Schreiben bedeutet also nicht unbedingt ein Buch zu schreiben oder einen Blog zu führen. Ich schreibe Mails, Social Media Posts, Berichte, Ankündigungen, Angebote, Rechnungen, Konzepte, ich schreibe in mein Journal und notiere Gedanken. Schreiben ist ein fester Bestandteil meines Lebens. Es macht mich glücklich. Egal was für eine Art von Text ich schreibe, ich spüre, wie ich lächle, wenn die Worte zusammen passen.
Ich muss gar nichts oder doch?
Kennt ihr das Lied „Ich muss gar nichts“ von Großstadtgeflüster? Das bringt es wunderbar auf den Punkt. Andauernd sagen wir, dass wir dieses und jenes müssen, aber eigentlich ist es eine Entscheidung. Wir haben viel häufiger die Wahl, als wir uns selber erzählen.
Natürlich gibt es Dinge, die wir tun müssen. Schlafen und Essen führt die Sängerin auf. Nahrung und Schlaf zählen zu körperlichen Grundbedürfnissen. Das müssen wir tun, um am Leben zu bleiben. Natürlich müssen wir auch dafür sorgen, dass unser Körper warm genug ist. Unsere Gesellschaft haben wir so strukturiert, dass wir Geld benötigen, um unsere körperlichen Grundbedürfnisse zu erfüllen. Neben den körperlichen Grundbedürfnissen gibt es auch noch emotionale. Zu den emotionalen zählen Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität. Doch leben können wir wahrscheinlich auch, wenn wir die nicht erfüllen.
Ich muss schreiben!
Wenn ich nichts muss und schreiben so viel ist, wie kann ich dann behaupten, dass ich es muss? Es gab eine Zeit, da hat Schreiben eine kleinere Rolle in meinem Leben gespielt. Natürlich habe ich trotzdem geschrieben. Für die Arbeit musste ich Protokolle und Berichte anfertigen. Dann und wann habe ich auch eine Nachricht versendet. Und doch fühlte es sich nicht an wie schreiben. Irgendwann habe ich dann einen Podcast gehört. Ich weiß nicht mehr worum es eigentlich ging. Doch ich wusste genau, wenn ich nicht schreibe, zerstöre ich mich selbst. Der Neid zerfrisst mich. Wenn ich nicht für mich schreibe, sollte ich es für andere tun.
Ich muss schreiben
Schreibend drücke ich mich aus. Ich zeige mich. Worte miteinander zu verbinden und als einen Text zu konstruieren ist meine Art, mich mit mir zu verbinden. Mit mir und der Welt. Uwe Walter hat in der Storytelling Masterclass gefragt: „Wofür brennst du?“ „Fürs Schreiben!“ Das kann ich jetzt ganz klar sagen. Danke Uwe für die Frage.
In der Storytelling Masterclass hat Uwe die Heldenreise vorgestellt. Dieses Modell hat mich seit dem begleitet. Die Frage war mein Ruf ins Abenteuer. Ich muss schreiben, das ist das Elixier. Ich bin gespannt auf die Rückkehr in die alte Welt. Die Frage hat er mir vor fast vier Jahren gestellt.