Ich kann das nicht!

„Ich kann das nicht!“ denke ich immer wieder. Ich sitze an meinem Computer und raufe mir die Haare. Ständig greife ich zu meinem Handy und öffne Instagram. Vielleicht schreibt mir jemand eine Nachricht und lenkt mich so von meiner Misere ab. Eigentlich sollte ich eine einfache Webseite bauen für ein Projekt, dass ich mit einer Kollegin gestartet habe. Gemeinsam wollen wir Workshops über Scham und Würde geben. Aber „Ich kann das nicht.“ denke ich wie gesagt. 

Was kann ich denn eigentlich nicht? Und was steckt hinter meinem Selbstvorwurf? Darum geht es in diesem Beitrag. Wenn ihr diesen Satz kennt, wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen.

Ich kann das nicht

Für meine Webseite habe ich die Haltung. Ich probiere es einfach aus. Was ich nicht kann, kann ich nachlesen. Das macht mich noch nicht zu einer Webdesignerin, aber für mich reicht es aus. Nun ist das aber ein Gemeinschaftsprojekt. Ich gestalte diese Webseite nicht nur für mich, sondern auch für eine andere Person.

Natürlich spielt auch das menschliche Grundbedürfnis Anerkennung eine Rolle. Es ist einfacher, wenn ich mich schon mal selber kritisiere, als darauf zu warten, dass es andere tun. Dahinter steckt Scham. 

Ich kann das nicht

Scham sorgt dafür, dass wir das Gefühl haben der Fehler zu sein, statt ihn zu machen. Ein Teil von mir hat Angst ausgeschlossen zu werden, weil ich nicht gut genug bin. Was wird Jessica sagen, wenn sie sieht, was ich gemacht habe? Was wird sie dann von mir denken? Die Scham bietet mir in dieser Situation zwei Möglichkeiten. Ich kann mich zurückziehen oder lernen. An dieser Stelle entsteht oft Perfektionismus. Oder wir schieben Projekte so lange auf, bis wir nur noch eine sehr kurze Zeit haben und dann ist das doch für die Zeit ganz gut geworden. 

Ich bin nicht die Webseite!

In der Schreibberatung sage ich immer wieder „Du bist nicht dein Text!“ Feedback anzunehmen ist schwer, weil wir eng mit den Produkten, die wir schaffen, verbunden sind. Wir haben also das Gefühl, es würde um uns gehen, statt um das, was wir erschaffen haben. Wir hören „Du bist nicht gut genug.“ Wenn es eigentlich um Kommasetzung geht. Ich hatte also weniger Angst, meine Partnerin würde die Webseite nicht mögen, meine Angst war, sie würde mich nicht mehr mögen. Das blockiert. 

Was kann ich tun?

Den Satz „Ich kann das nicht.“ Kenne ich sehr gut. Den habe ich über Jahrzehnte einstudiert. Als ich gestern fasziniert bemerkte, was ich da tat. Fragte ich mich „Was genau kann ich denn eigentlich nicht?“ Durch diese Frage ist mir aufgefallen, dass ich gerade in einer Schamschleife stecke. Ich habe mich gefragt, was die Alternative ist. Keine Webseite? Keine Workshops mit Jessica, weil ich Angst habe, sie könnte schlecht von mir denken, wenn sie sieht, was ich erstellt habe? Für mich waren das keine Optionen. Also habe ich weiter gemacht und war am Ende des Tages erschöpft und zufrieden. 

Ich lade euch ein zu fragen 

  • Was genau kann ich nicht?
  • Möchte ich das können?
  • Was passiert, wenn ich das einfach nicht tue?
  • Möchte ich das lernen?
  • Wer kann mir helfen?
  • Wofür ist es wichtig, dass ich das kann?
  • Wer entscheidet, ob ich das gut genug kann?

Kennt ihr solche Situationen? Wie geht ihr damit um. Schreibt es gerne in die Kommentare.

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